Stefanie Gygax

Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Steve Barton, ein amerikanischer Musicalsänger, der erste Graf von Krolock im Musical "Tanz der Vampire".

Als ich ihn 1998 im Raimundtheater Wien auf der Bühne erlebt habe, hat mich das bis heute geprägt. Mir wurde klar, dass ich nicht nur auf der Bühne stehen will, weil es Spass macht, sondern weil ich etwas im Zuschauenden / Zuhörenden berühren will, eine Emotion auslösen, eine Revolution des Herzens erzeugen, zum Nachdenken anregen.

Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Die Leichtigkeit in der Höhe, das Aufmachen der Stimme und des Körpers gehören zusammen, das können die Meisten nicht vermitteln, weil sie es selbst nie erfahren haben. Ich erlebe das auch erst seit ein paar Jahren!!! Gezielter Fokus auf das gesunde Singen mit Einfluss der klassischen Technik und dadurch auch Befreiung in der modernen Gesangstechnik.

Wie hast du singen gelernt?
Meine Mutter war Opernsängerin. Ich habe die Stücke, die sie gesungen hat auswendig gelernt und zu Hause nachgespielt. So habe ich singen gelernt, vorerst durch Imitation.

Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen? Konzentration und Selbstanalyse sind für mich die wichtigsten Bausteine der Kunst. Wir hören/sehen uns anders im Innern, deshalb habe ich am Meisten durch Aufnahmen und Selbstanalyse gelernt.

Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Die Stimme tragen wir in unserem Körper immer mit. Sie wird beeinflusst durch unsere Stimmung und unseren seelischen Zustand. Kein anderes Instrument ist so eng mit uns verbunden wie die Stimme.

Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Weil die Stimme das intimste Instrument ist, achte ich darauf, wie es dem Menschen geht und was an diesem Tag das wichtigste Lernziel ist. Singen braucht viel Mut, wenn man sich wirklich öffnet, deshalb gehe ich möglichst einfühlsam und individuell auf meine Student*innen ein.

Wie baust du deine Musikstunden auf? 
Ich beginne mit einer Atemübung, einem kurzen Austausch und Bewusstwerdung der Körperhaltung, damit wir beide ganz ankommen in der Stunde. Angepasst auf die jeweiligen Student*innen mache ich weiter mit Summ- Übungen und gehe dann langsam zur Öffnung der Stimme und des Körpers über.

Ich mache Übungen erst auf Vokale, dann auf Silben und schliesslich auf Wörter, je nachdem wie weit du in der klassischen Technik bist. Zum Schluss versuchen wir das Erlernte in ein Lied zu übertragen oder kritische Stellen eines Liedes gezielt anzugehen, je nach Wunsch.

Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Die Rolle der Violetta in der Oper "La Traviata" zu verkörpern, war bisher das Schönste, was ich auf der Bühne erleben durfte. Die Kraft und Leidenschaft dieser Musik ist so bombastisch, das hätte ich selbst nicht erwartet, bis ich im Scheinwerferlicht mit Orchester diese wunderbaren Melodien singen durfte. Das war ein Hochgefühl mit Adrenalin und Glücksgefühlen, welches ich noch nie erlebt habe. Abends lag ich im Bett und dachte, es sei ein Traum gewesen...Gott sei dank habe ich Aufnahmen mit dem Handy gemacht, sonst hätte ich wirklich gedacht, das sei alles Illusion gewesen.

Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast? 
Die Bühne des Opernhaus Zürich war die Bedeutendste, aber die "Grösste" war es vermutlich bei den Thuner Seespielen oder die Wiener Stadthalle.

Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Mit dem Dirigenten Lorenzo Viotti möchte ich zusammenarbeiten, weil er die Musik als eine Verantwortung sieht, damit das Publikum zu berühren und ein besonderes Erlebnis zu kreieren, anstatt "Fast Food" abzuliefern.

Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen? 
La Traviata, die Aufnahme mit Anna Netrebko und Rollando Villazon. Diese Musik hat mich bisher am Meisten berührt beim hören und auch die Rolle der Violetta auf der Bühne zu singen mit Orchester, war bisher mein schönstes Singerlebnis.

Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten? 
Mein Traum ist es, an der Wiener Staatsoper auf der Bühne zu singen und im Opernhaus Zürich auf der Bühne zu spielen, war für mich bisher die schönste Location.

Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben? 
Die Liebe.