Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Der Musiker, der mich am meisten beeinflusst hat, ist Vladimir Horowitz. Er beeindruckt mich mit der Einfachheit und Tiefe, mit der er spielt. Obwohl seine Technik unglaublich ist, schafft er es immer, die Musik sehr emotional und authentisch klingen zu lassen. Das macht ihn für mich zu einer echten Inspirationsquelle.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Ich weiß nicht, ob ich besser etwas beibringen kann als meine Kollegen, die ich sehr schätze. Aber was ich vielleicht anders mache, ist, dass ich großen Wert auf eine individuelle Herangehensweise lege und versuche, jedes Klavierstück so zu gestalten, dass es die persönliche Ausdruckskraft des Spielers widerspiegelt. Ich konzentriere mich nicht nur auf technische Präzision, sondern auch auf die Emotionen und die Geschichte hinter der Musik – das macht das Spiel einzigartig und lebendig.
Für Opernsänger arbeite ich oft im Team mit meinem Ehemann, dem Bariton Vladyslav Tlushch, der Solist am Luzerner Theater ist. Der/die Sänger*in kann entscheiden, ob er nur mit mir oder auch in Zusammenarbeit mit meinem Mann Unterricht nehmen möchte. Vladyslav spezialisiert sich auf die Gesangstechnik, während ich mich auf die Einstudierung der Opernrollen konzentriere. Wenn wir als Team arbeiten, läuft der Prozess sehr gut und die Sänger*innen profitieren von unserer gemeinsamen Erfahrung.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Ich wollte immer Klavier spielen, weil im Haus meiner Großmutter ein Klavier stand, auf dem meine Mutter ab und zu einfache, aber wunderschöne Stücke spielte. Das hat in mir den Wunsch geweckt, auch Klavier zu lernen. Aber meine Mutter war dagegen und meinte, dass ich das nicht wirklich brauchen würde. Eines Tages, als ich 9 Jahre alt war, habe ich gesagt: „Wenn du mich nicht in die Musikschule schickst, dann gehe ich selbst zum Direktor und melde mich an!“ Und so kam es, dass ich schließlich meinen Weg in die Musikschule fand.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich spiele auf einem wunderschönen Bechstein-Flügel
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Die wichtigste persönliche Eigenschaft, die mir beim Üben am Klavier geholfen hat, ist Geduld und Liebe zur Musik. Es braucht Zeit, um Fortschritte zu sehen, und manchmal sind die Ergebnisse nicht sofort spürbar. Aber durch konsequentes Üben und Ausdauer habe ich gelernt, dass sich die Mühe langfristig auszahlt. Und ohne die Leidenschaft für die Musik wäre es einfach nicht möglich.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Jedes Instrument ist einzigartig und eröffnet eine ganz eigene musikalische Welt. Was ich am Klavier besonders schätze, ist seine Vielseitigkeit. Es ermöglicht eine außergewöhnlich breite Palette an musikalischen Erfahrungen: Man kann solistisch spielen, als Solist mit Orchester auftreten, Sänger begleiten, mit Streichern, Bläsern oder in verschiedensten Kammermusik-Ensembles musizieren – oder sogar als Orchestermusiker Teil eines großen Klangkörpers sein. Das Klavier ist ein Instrument der Kommunikation: Es verbindet Musiker miteinander, bringt unterschiedliche Klangfarben zusammen und eröffnet immer wieder neue kreative Möglichkeiten. Diese Vielseitigkeit macht es für mich einzigartig.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Beim Unterrichten achte ich besonders darauf, dass der Unterricht für den/die Schüler*in positive Emotionen und Freude bringt. Wenn sich jemand entspannt und wohl fühlt, geht das Erlernen neuer Informationen viel leichter. Es ist auch sehr wichtig, regelmäßig Feedback von dem/der Schüler*in zu bekommen – er/sie sollte mir sagen, was ihm gefallen hat und was weniger, was er/sie verstanden hat und was nicht. Nur so kann ich den Unterricht besser an die Bedürfnisse des Schülers / der Schülerin anpassen. Außerdem lege ich großen Wert darauf, dass jeder Schüler /jede Schülerin sich in seinem eigenen Tempo entwickeln kann, ohne Druck, aber mit klaren Zielen und Fortschritten.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Für Pianisten und Pianistinnen: Der Aufbau meiner Musikstunden richtet sich immer nach den Wünschen des Schülers / der Schülerin. Einige mögen es, mit technischen Übungen zu beginnen, andere starten lieber mit dem Blattspiel oder gleich an einem Stück arbeiten. Wichtig ist mir, dass der/die Schüler*in sowohl die Technik als auch die Emotionen im Stück versteht. Am Ende der Stunde besprechen wir, was gut lief und was verbessert werden kann.
Für Opernsänger*innen: Auch hier passe ich mich dem Wunsch des Sängers / der Sängerin an. Beim Unterrichten beginne ich in der Regel mit der Arbeit an einer Rolle oder einer Arie. Dabei achte ich besonders auf Details wie Aussprache, Intonation, Rhythmus und Stil. Es ist mir wichtig, dass der Sänger / die Sängerin sich sowohl musikalisch als auch technisch sicher fühlt.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Bei Kindern lege ich besonderen Wert darauf, dass der Unterricht Spaß macht und die Freude am Musizieren im Vordergrund steht. Zudem beziehe ich oft die Eltern mit ein, um das musikalische Umfeld zu Hause zu fördern. So schaffen wir gemeinsam eine positive Lernatmosphäre, in der sich das Kind wohlfühlt und motiviert bleibt.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin ?
Mein verrücktestes Erlebnis als Musikerin war eine Konzerttournee in Südkorea mit unserem Trio. Bei einem Konzert saßen 500 Grundschulkinder im Publikum – und als wir nur die Bühne betraten, brach ein Jubelsturm los, als wären wir Superstars auf einer Welttournee. Wir hatten noch keinen Ton gespielt, aber die Kids schrien, klatschten und hüpften vor Begeisterung, als hätten sie gerade ihre Lieblings-K-Pop-Idole vor sich. Und das Beste? Es wurde immer wilder! Bei jedem neuen Stück stieg die Energie weiter. Am Ende fühlten wir uns weniger wie klassische Musiker und mehr wie Headliner eines riesigen Kinder-Rockfestivals.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Die größte Bühne, auf der ich gespielt habe, war der Konzertsaal im Seoul Arts Center, Südkorea, mit са 2.000 Sitzplätzen.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Wenn ich mit Fritz Wunderlich und Dietrich Fischer-Dieskau spielen könnte, wäre das ein unwirklicher Traum, denn ihre Kunst lehrt und inspiriert mich.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Kvitka Cisyk’s Platte, denn ihre Musik ist pure Seele
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich würde gerne einen Liederabend im Konzertsaal des KKL Luzern spielen.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Neben der Musik ist meine Familie das Wichtigste für mich. Sie gibt mir Kraft, unterstützt mich in allem und macht mein Leben erst richtig wertvoll.