«Stimmen zu reparieren ist eines meiner Spezialgebiete»
Brigitte Schweizer hat unter anderem an der renommierten Schola Cantorum, Rue St. Jacques, in Paris studiert und unterrichtet Stimmbildung und Gesang in Basel. Wer richtig singen lernen will, Stimmprobleme hat oder sich generell für die Physiologie der Stimme interessiert, ist bei ihr richtig. Folgend schildert sie uns ihre Laufbahn und erklärt, was die Musik und insbesondere der Gesang für sie bedeutet und worauf sie beim Unterrichten besonders Wert legt.
Musik ist für mich ein Teil des Menschseins, sie bedeutet für mich Lebensfreude, Bewegung und Rhythmus. Sie erlaubt es mir, das Erlebte bzw. Stimmungen in Klänge umsetzen zu können. Singen kann wunderbar befreiend, gut für die Seelenhygiene und generell sehr gesund sein.
Schon im Kindesalter habe ich in den Kinderchören meines Vaters und später dann in im Schulchor des Gymnasiums gesungen. Dort hatten wir zum Glück einen sehr guten Musiklehrer, der grosse Ahnung von Stimmbildung hatte. Meine ersten Privatlektionen besuchte ich dann bei der Stieftochter meines Musiklehrers und danach am Peter Cornelius-Konservatorium in Mainz. Dort begann ich auch mein Studium im Opernstudio und in der Liedklasse. Meine Konzertreife erlangte ich schliesslich am Konservatorium Dreilinden in Luzern. Den letzten Schliff bekam durch ein Studium für Stil und Interpretation an der berühmten Schola Cantorum, Rue St. Jacques, in Paris sowie in diversen Internationalen Meisterklassen.
Gesang ist mein Leben und meine Berufung, ohne den ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen könnte. Dazu gehören sowohl das Künstlerinnendasein als auch das Unterrichten und Vermitteln von Gesang und richtiger Stimmanwendung.
Mein Wissen betreffend Stimmphysiologie habe ich meinem Methodiklehrer vom Konservatorium Mainz, meinen Vocal Coaches, meiner jetzigen Gesangslehrerin und diversen anderen GesangslehrerInnen, Atem- und Körpertherapeuten, Korrepetitoren und DirigentInnen zu verdanken. So lernte ich schnell die Vielschichtigkeit des Singens kennen und versuche heute dementsprechend auch beim Unterrichten verschiedenste Komponenten zu integrieren. Dazu gehören zum Beispiel Atem, Körper, Seele, Geist und natürlich die aktuelle Tagesverfassung eines Schülers. Wir besitzen, wenn es um den Gesang geht, alle dieselben «Instrumente», nämlich Kehlkopf und Stimmbänder. Diese können unterschiedlich genutzt werden. Dabei können eine falsche Atmung, d.h. Singen mit Überdruck (Pressatmung), zu viel Bruststimme und diese zu hoch raufziehen (falsches Belting), ein zu schweres Repertoire oder ungenügendes Einsingen zu erheblichen Stimmproblemen führen. Diese kann man durch spezielles Training wieder beheben. Mit Atemübungen und Körperarbeit findet man zu einer natürlichen Stütze und kann durch Reduktion der Lautstärke eine stimmschädigende Pressatmung korrigieren. Richtiges Belting erlernt man über die Resonanz und nicht mit Überdruck. Gerne berate ich Schüler auch hinsichtlich der Wahl des richtigen Repertoires und transponiere die jeweiligen Stücke auf Wunsch in eine passende Tonart. Wenn allerdings die Stimme schon Schaden genommen hat, geht es darum, diese zu «reparieren», was eines meiner Spezialgebiete ist. Sogar Stimmbandknötchen können mit den richtigen Übungen und viel Geduld «weggesungen» werden. Den Unterricht richte ich natürlich auf die Bedürfnisse des Schülers aus: Ich bitte die Schülerin zuerst darum, mir zwei Stücke mitzubringen, eins, das schon geübt wurde und beherrscht wird und ein anderes, bei dem man Probleme hat. Folgend schaue ich ganz genau, woran der Schüler arbeiten sollte und stelle ihm ein individuelles Warm-up (Atem-, Körperarbeit und Stimmbildung) zusammen. Am Anfang eine gesunde Basis zu legen, ist mir sehr wichtig. Dabei sind die richtige Atmung und das Ausbalancieren der Register wichtige Themen. Später kommen dann je nach Musikstil andere spezielle Techniken dazu. Ein weiterer wichtiger Bestandteil meines Unterrichts sind verschiedene Interpretationstechniken wie zum Beispiel Storytelling (ich bin auch ausgebildete Schauspielerin), Mimik, Gestik, oder Bewegung. Manchmal ist es uns nicht bewusst, dass das Zwerchfell oder auch der ganze Körper viel schneller auf Emotionen reagiert als auf technische Anweisungen. Dass man darum diese ebenfalls in den Unterricht integriert, ist für mich selbstverständlich.
Ich freue mich auf neugierige SchülerInnen, die entweder an ihren Stimmen arbeiten möchten oder Stimmkorrekturen vornehmen müssen.
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