Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
J.S. Bach für seine perfekten, emotionalen und einfallsreichen Kompositionen; Olivier Messiaen für seine Fähigkeit, moderne Kompositionskonzepte mit Emotion zu verbinden; John Coltrane für seine Technik, Leidenschaft, Emotion und Hingabe; Miles Davis für seine ausdrucksvolle Art, Noten und Pausen zu spielen; Sonny Rollins und Pat Metheny für ihre improvisierten Melodien; Bill Frisell für seine Individualität; Pat Martino für seine Energie und seinen Mut; Und mein erster Gitarrenlehrer, David Holmes, weil er ein ganz grosser Gitarrist ist und trotzdem bescheiden bleibt.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Dich nicht mit anderen zu vergleichen, sondern deinen eigenen Weg zu gehen und deine eigene Stimme zu finden.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Während meinem Ozeanografie-Studium habe ich oft die Gitarre eines Freundes ausgeliehen und mir Tonleitern und Akkordgriffarten selbst beigebracht. Weil er dann seine Gitarre oft nicht sah, wurde es ihm zu bunt, und er kaufte mir eine. Ich habe dann aber weiterhin mit mehreren Instrumenten ein bisschen autodidaktisch experimentiert, bis ein Kollege von mir (ein Gitarrist) sagte, ich würde sicher erfolgreicher sein, wenn ich mich auf nur ein Instrument konzentrieren würde. Da habe ich mich der Gitarre für ihre Vielseitigkeit und für ihren Klang gewidmet. Gleich nach dem Studiumsabschluss zog ich nach Australien und studierte da Musik an einer Hochschule.
Auf welchem Equipment spielst du heute und warum?
Dadurch, dass ich gerne verschiedene Stilrichtungen spiele (was im Jazz ja auch oft vorkommt), habe ich zwecks Authentizität mehrere Aufstellungen: Für Jazz in der Big Band brauche ich nur eine Gitarre (Eastman ER4) und einen Verstärker (Henriksen), meist auch mit Volume Pedal. Die Gitarre hat einen weniger tiefen Korpus als eine normale Jazz Archtop, damit es bei den Big Band Lautstärken nicht zur Rückkopplung kommt. Für modernen Jazz und andere, eckigere Projekte habe ich eine Sammlung von diversen Effekt-Stompboxes und da brauche ich auch eher eine Semi-Hollow (Eastman T184MX), welche durch ihren kleineren Korpus auch bequem zu spielen ist. Für Jazz im kleinen Kreis und mit normaler Lautstärke spiele ich eine vom weltberühmten Schweizer Luthier entworfene Eastman Pagelli PG1 - das ist mein Lieblingsinstrument. Für meine eher akustischen Songs spiele ich eine Alhambra Crossover, eine Eastman AC822CE-FF oder eine Eastman MD805PGE Mandoline, verstärkt durch einen Schertler JAM 400. Wenn ich aber im Rock und Pop Bereich unterwegs bin und zackig Sounds ändern muss, spiele ich meistens eine G&L Strat durch einen Line 6 POD HD500X in einen Fender Hot Rod Deluxe. Ich bin Eastman Markenbotschafter und spiele diese Instrumente sehr gerne.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen und warum?
Ausdauer, Leidenschaft und die Fähigkeit, mich mental dazu zu überzeugen, dass selbst die banalsten Übungen wichtig sind und Spass machen können. Ich habe auch immer eine Verbindung zwischen dem (richtigen) Üben und dem Fortschritt und Erfolg (und deshalb Spass) gefunden.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Die Gitarre ist einzigartig in ihrer Vielseitigkeit und ihrer Fähigkeit, sowohl Begleitinstrument, Soloinstrument, Improvisationsinstrument und Kompositionsinstrument zu sein, das man aber überall mitnehmen kann.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Starke Grundlagen (Haltung, Technik, Theorie); sparsame, präzise Bewegungen; breite Fähigkeiten; individuell angepasster Ansatz; Erfolgserlebnisse hervorheben, positive Sprache (Förderung, Ermutigung); Spass muss sein, aber Spass kommt nur durch Fortschritt, und Fortschritt nur vom (richtigen) Üben.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Einerseits ist es mir wichtig, den Unterricht sehr individuell zu gestalten, andererseits gibt es Themen und Fähigkeiten, welche alle GitarristInnen lernen müssen.
Aufwärmen der Hände / Finger, meist durch Tonleitern mit Metronom. Bei AnfängerInnen sind das andere Fingerübungen. Neue Akkorde und Akkordfolgen, immer im Takt gespielt, auch wenn es noch so langsam ist. Rhythmus-Übungen, ab Blatt spielen lernen, Gehörbildung.
Repertoire (Song / Stück) lernen - das ganze Stück, auswendig.
Improvisation und wichtige Prinzipien, meist in Bezug auf das Stück, welches gerade gelernt wird; Aufbau einer Improvisation.
Fortgeschrittene SchülerInnen machen eine Transkription und Analyse einer grossartigen Improvisation.
Theorie (z.B. Akkordaufbau) wird jeweils gleich in neuen Themen integriert.
Persönlicher Ausdruck und bedeutungsvolles Spielen.
Wenn es sich ergibt, besprechen wir auch grossartige Musik, ich gebe Tipps, oft auch in Bezug auf Auftrittserfahrung. Viele meiner SchülerInnen lernen neue Musik kennen, von welcher sie bis dahin nie gehört hatten.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Nicht alle Kinder reagieren gleich auf Unterricht, und ich würde vor allem Kinder in etwa drei Gruppen einteilen: 8-10 Jahre, 10-14 Jahre und dann die restlichen Teenagejahre. In der mittleren Stufe merkt man einerseits so wirklich, ob ein Kind Begabung und/oder Motivation hat, aber die Konzentrationsfähigkeit und sozialen Ablenkungen müssen handgehabt werden. In den Teenagejahren haben sie meist schon eine gute Routine und wissen, was sie wollen, obwohl das soziale Element auch dann ein Faktor ist. Diese Stufen muss man in diesem Sinne anders unterrichten können.
Ich unterrichte eigentlich Kinder erst ab 8 Jahren, weil eine gewisse Handgrösse und Fingerstärke vorhanden sein müssen. Bei Kindern müssen auch aus diesem Grund unbedingt zuerst die richtigen Bedingungen (richtige Instrumentengrösse, Haltung, Stuhl, Fussbank, usw.) erfasst werden. Dann soll es Spass machen, sie müssen kleine Erfolgserlebnisse haben, und ich frage auch immer, was für Musik die Kinder zu Hause hören. Bei Kindern, die keine Musik hören oder Musik nur aus Games kennen, kann es schwieriger sein. Da arbeite ich auch gerne mit den Eltern zusammen. Für jüngere Kinder brauche ich auch oft Gitarrenbücher, die altersgemäss massgeschneidert sind.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker und warum?
Tolle Erlebnisse hat man aus verschiedenen Gründen: Vielleicht ist man einer grossen musikalischen Herausforderung gewachsen (wie z.B. Lion King), oder man merkt, dass regelmässig ausverkaufte Shows, vor allem mit Eigenkompositionen, auf Erfolg deuten. Aber das tollste Erlebnis für mich ist nicht mit Zahlen zu messen, sondern spüre ich dann, wenn Zuschauer sagen, sie seien auf emotionaler Ebene von meinen instrumentalen Eigenkompositionen berührt worden - sie hätten etwas 'gespürt'. Das ist mir schon mehrmals passiert, und das ist wirklich schön.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Mandalay Bay, Las Vegas
Comedy Theater, Melbourne, Australien
Australisches Fernsehen
Mit welche(r)m MusikerIn würdest du gerne einmal spielen und warum?
Heiri Känzig, Bill Frisell, Colin Vallon, Adele, Needtobreathe; Mit all diesen für ihre Eigenartigkeit und ihre Fähigkeit, auf selbstbeherrschte Art und mit grossem Können ihre Emotionen in ihrer Musik zur Geltung zu bringen
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen und warum?
Ui nei... das ist jetzt richtig schwierig, weil ich etwa 1'500 CDs habe, und weil ich weder John Coltrane noch J.S. Bach zuhause lassen möchte. Ich kenne keine CD, welche die beiden kombiniert... Ich glaube, da müsste ich einen solarzellenbetriebenen MP3-Player mitnehmen... Hat die Insel Strom? Sonst kann man die Platte nur anschauen...
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Montreux wäre sicher toll, auch wenn es nur auf einer kleinen Bühne wäre. Ich spiele gerne im kleineren Kreis, weil ich da mehr das Gefühl habe, in Gemeinschaft mit dem Publikum zu sein.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Die Liebe und die Wahrheit. Und meine Frau, Familie und Freunde.