Welche(r) MusikerIn hat dich am meisten beeinflusst?
Es sind unzählige Musiker und Bands, die mich in wildem Durcheinander fasziniert und inspiriert haben. Thelonious Monk. Earth, Wind & Fire. James Brown. The Beatles. A Tribe Called Quest. Ipi Tombi. D’Angelo. Erykah Badu. Mit keinem Menschen habe ich mehr über Musik gesprochen als mit dem immer vorwärtsdenkenden Jojo Mayer. Ich liebe die Musik von Jimi Hendrix. Tony Allen. Quincy Jones. Fela Kuti. The Who. Roy Haynes. Bob Marley. Lil Simz. Moonchild Sanelly. Gilberto Gil. João Gilberto. João Bosco. Idris Muhammad. Zigaboo Modeliste. Flying Lotus & Co. Nik Bärtsch. Isaac Delgado. Billy Cobham. Tony Martinez & The Cuban Power. Herbie Hancock. Miles Davis... er blieb sein ganzes Leben lang innovativ und erfand sich stets neu ohne sich selbst zu verlieren.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer?
Den anderen Blickwinkel. Ich bin ein Drummer, der Songs und Alben schreibt, arrangiert und produziert, Filmsoundtracks macht, Konzertreihen organisiert und (artfremde) Szenen miteinander vernetzt. Ich sehe und höre Musik als Dokumentarfilmer auch durch die Kameralinse hindurch. Das eröffnet interessante Perspektiven aufs Trommeln und die Musik ganz allgemein.
Wie hast du dein Instrument spielen gelernt?
Zuerst auf Kissen zu Elvis’ “Live in Memphis”, dann auf Farbtöpfen zum Album “Gratitude” von Earth, Wind & Fire. Vor meinem ersten Konzert hatte ich eine Woche Zeit, mich an ein richtiges Schlagzeug zu gewöhnen. Mein Background als Marschtrommler half mir dabei.
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Auf einem alten 1965er-Sonor Kit. Es ist klein, fein und gigantisch im Klang.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Die Freude an der Musik. Das Erforschenwollen von neuen Texturen, Beats und Klängen.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Die Trommel ist die Urmutter aller Instrumente. Sie ist Kommunikationsmittel. Tanzmotor. Boxsack. Ritalin. Heilanstalt. Zen-Kloster. Ort der Ruhe.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
“It’s all about attitude!”, sagte Dizzy Gillespie mal. Was Du spielst ist wichtig. Wie Du es spielst, viel wichtiger. Ein guter Leitsatz. Es ist spannender, einen interessanten Menschen am Instrument zu erkennen als seine technischen Fertigkeiten zu bewundern.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Ich versuche bei den persönlichen Interessen der Studierenden anzuknüpfen. Wir gehen von Musik aus und landen dann bei der Technik. Wir hören Songs heraus, eignen uns Beats und Grooves an, lernen verschiedenste Musikstile kennen. Musik ist ein Experimentierfeld: wir probieren aus, dekonstruieren und improvisieren. Daraus ergeben sich die notwendigen technischen Werkzeuge, um die Musik spielen zu können.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Spielerisch.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musiker*in?
Ein Anruf von Melvin Gibbs (Defunkt, Rollins Band) und Vernon Reid (Living Colour). Ihr Drummer Ronald Shannon Jackson war auf der Europatour ausgefallen. Ein paar Stunden später sass ich auf Empfehlung von Jean-Paul Bourelly im Flugzeug und gleich darauf auf der Bühne des Borgy & Bess in Wien. Mit meinen musikalischen Jugendhelden und ohne Plan, was kommen würde. Die Show ging los, Melvin gab mir kryptische Handzeichen, während er mit beiden Füssen Subfrequenzpedale und Verzerrer bearbeitete. Zu meiner Rechten liess Vernon währenddessen seine Gitarren-Salven krachen und bediente gleichzeitig zwei iPads und den Laptop – es war der blanke kakafonische Wahnsinn. Backstage quatschte ich dann lange mit einem Riesen, der aussah wie ein schwarzer Bud Spencer. Dieser Mann stellte sich später als Gitarrenlegende James Blood Ulmer heraus… Ein sehr surrealer Tag.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Hallenstadion, Zürich.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Pino Palladino. Das Experiment wäre: wie weich lässt sich in einer Bass Line liegen?
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Hm. Ein als Abbey Road getarntes iPhone?
In welchem Zürcher Club würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Ich spielte am liebsten im Bazillus Club. Es war die Mutter aller Underground Musikclubs in Zürich. R.I.P. Das Helsinki oder El Lokal leben von und mit ihren Betreibern. Das hat Charme und weckt Heimatgefühle. Das Exil hat grosse Discokugeln an der Decke und das Kaufleuten klingt grossartig.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Alles. Musik ohne Leben ist unvorstellbar.