Welche*r Musiker*in hat dich am meisten beeinflusst?
Anne Sofie von Otter. Die Schlichtheit und Echtheit und Wärme ihres Gesangs, wie sie die Phrasen gestaltet, ihre stupende Technik, die man jedoch völlig vergisst, weil sie nur im Dienst der Kunst steht - all das ergreift mich immer wieder aufs Neue. Sie ist ein grosses Vorbild für mich.
Was kannst du mir auf deinem Instrument besser beibringen als alle anderen Lehrer*innen?
Text und Sprache sind sind mir sehr wichtig. Ich lege viel Wert darauf, dass der Text und der Inhalt eines Liedes lebendig werden. Ich versuche in meinen Schüler*innen die Lust am Text und an der richtigen Aussprache (Vokale und Konsonanten sind etwas unfassbar Tolles!) zu wecken. Wir Sänger*innen haben das Privileg, Musik mit Text und Sprache zu vereinen. Aber erst mit einer lebendigen und plastischen Sprache kann sich ein Lied in seiner Ganzheit entfalten. Dabei spielen Körperverbindung und Atem eine zentrale Rolle. Insbesondere von meiner Arbeit mit dem holländischen Atempädagogen Paul Triepels habe ich wichtige Impulse erhalten, die ich an meine Schüler*innen weitergebe.
Wie hast du singen gelernt?
Ich habe mit 17 Jahren im Gymerchor mitgesungen und war völlig verzaubert, als ich die Solist*innen gehört habe. Ich hatte keine Ahnung, ob ich eine besondere Stimme oder Talent zum Singen habe, aber ich wusste: diese Art zu singen will ich lernen - falls man das denn kann. Also habe ich mich an der Musikschule für Gesangsunterricht angemeldet und zweieinhalb Jahre später mit dem Gesangsstudium angefangen. Man kann singen also lernen!
Auf welchem Equipment spielst du heute?
Ich singe.
Welche persönliche Eigenschaft hat dir beim Üben am meisten geholfen?
Ich habe immer schon sehr gerne geübt. Ich glaube, die Freude am Üben und am Prozess des Lernens hilft mir am meisten.
Was hat dein Instrument, was andere nicht haben?
Mein Instrument ist mein Körper. Das ist wunderbar und eine grosse Herausforderung zugleich.
Worauf achtest du dich besonders beim Unterrichten?
Ich versuche die Freude am Ausprobieren, am Entdecken zu wecken. Die Schüler*innen sollen mehr fühlen und spüren als sich selbst zuhören, liebevoll mit sich selber sein und Vertrauen in ihre ganz eigene Stimme und ihren Körper entwickeln.
Wie baust du deine Musikstunden auf?
Körper- und Atemarbeit, technische Übungen, Arbeit an der Literatur, und Variationen davon.
Wie gehst du bei Kindern vor?
Ich gehe spielerischer vor und brauche kindergerechte Bilder.
Was war bis anhin dein tollstes Erlebnis als Musikerin?
Das war Bachs Matthäuspassion mit der Zürcher Singakademie, dem Helsinki Baroque Orchestra und Aapo Häkkinnen. Jeder einzelne Moment war neu und anders und gefüllt mit Leben, wie ich das noch nie zuvor erlebt hatte.
Welches war die grösste Bühne, auf der du gespielt hast?
Ich durfte im Rahmen meines Studiums im grossen Saal des KKL Lieder von Ives und Barber singen.
Mit welcher*welchem Musiker*in würdest du gerne einmal spielen?
Wieder mit Aapo Häkkinen. Ich finde ihn unvergleichlich.
Welche eine Platte würdest du auf die einsame Insel mitnehmen?
Eine Mozartoper. Ich liebe so viele Komponisten, aber wenn ich mich für einen entscheiden müsste, wäre es Mozart. Seine Musik ist so etwas wie mein musikalisches Daheim.
Auf welcher Bühne würdest du am liebsten spielen oder spielst du am liebsten?
Die Bühne ist mir nicht so wichtig. Ich singe gerne auch an unkonventionellen Orten und am liebsten mit tollen Mitmusiker*innen.
Was ist neben der Musik noch wichtig in deinem Leben?
Meine Familie und Freund*innen, Fotografie, Kaffee, Zeit haben für alltägliche und kleine Dinge.